Craft Bier

– ein inzwischen feststehender Begriff, bei dem ‚craft‘ für Handwerk, Liebe und Kompetenz steht. Neu, anders und gleichzeitig so alt wie das Brauhandwerk selbst: keine Panscherei, sondern kleinhandwerklich-kreative Braukunst mit Enthusiasmus, weit weg von Billigbier und austauschbaren Industriebieren, die ausschließlich den Gesetzen wirtschaftlicher Gewinnmaximierung unterliegen. Die Craft-Qualitätsbiere hingegen, oft gebraut in kleinen Sondersuden und Chargen und mit edelsten Zutaten in wesentlich größerer Menge, spiegeln Wertigkeit, biologisches Bewusstsein, Tradition und gleichzeitig Innovation wieder, die unseren Standardbieren oft abhandengekommen sind. Daher sind Craft Biere oft teurer als die bekannte ‚Ein-Euro-Hürde‘, was bei manchem Biergenießer noch Überraschug hervorruft. Doch nur so kann man Qualität in die Flasche bringen und kompromisslos nach Geschmacksoptimierung streben.

Immer mehr hiesige Brauereien – Schneider als Vorreiter, Spital, Riedenburger Brauhaus, Schlossbrauerei Eichhofen und vor allem regionale Kleinstbetriebe und Hobbybrauer – ergreifen  die Initiative und bringen Craft Biere auf den Markt. Gegen den Einheitsbrei bewahren sie dadurch das Kulturgut Bier in seiner historischen Vielfalt und erfinden es gleichzeitig neu: ein kulinarisches Welterbe, passend für eine Stadt wie Regensburg mit der ihr so eigenen Lebensart der Toleranz, geschichtlichen Tradition, Entschleunigung und Kreativität.

Begonnen hat die Craft-Bier-Bewegung in den USA der späten siebziger Jahre, als amerikanische Biertrinker nur zwischen schlechten Produkten weniger Industriebrauereien wählen konnten. Die Not machte erfinderisch: Das war der Startschuss zum „Selberbrauen“. Aus den besten ‚Home Breweries‘ wurden sog. ‚Micro Breweries‘ und ‚Brew Pubs‘, die ihre Biere im direkten regionalen Umfeld verkauften. Es wurden neue Biere mit eigenem Charakter gebraut und Schritt für Schritt weiterentwickelt. Originalität und Regionalität war die Stärke der Braurebellen, die das Bier wieder aus der Hand der Konzerne zurück in die Nachbarschaft brachten. In den USA haben Craft Biere inzwischen einen Marktanteil von weit über 20% und die Menschen entscheiden sich täglich zunehmend regional für die kreativen Kleinbrauer.

Mit der zunehmenden Macht von Braukonzernen weitete sich der Trend weltweit aus und ist inzwischen auch in Deutschland angekommen. Der Markt für Craft Bier weist dreistellige Zuwachsraten im Verkauf auf, gerade bei der für die Bierhersteller verloren gedachten jüngeren Generation. Die scheint keine Lust auf ‚dragonfruit-flavoured‘ Bier und andere abenteuerliche Industriepanschereien zu haben, lässt sich aber von einwandfrei gebrauten Craft Bieren überzeugen mit Freude und Neugier und dem bewussten, geschmacksorientierten Umgang mit Bier.